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So manch eine Software habe ich in den letzten Jahren zur Videoüberwachung eingesetzt. Leider ist diese Software-Sparte in Bereich von Open Source unter Linux nicht stark verbreitet.

In den Anfängen setzte ich auf Motion von Kenneth Lavrsen. Motion ist in den meisten Linux Distributionen bereits von Haus aus im Repository und kann schnell installiert werden. Da Motion rein konsolenbasiert aufgebaut ist, setzte ich später auf Kmotion, welches Motion um eine WebGui ergänzt.

So richtig zufrieden war ich jedoch mit beiden Varianten nicht und wechselte nach gut zwei Jahren zu ZoneMinder. Motion und ZoneMinder; beide sind extrem mächtig und umfangreich zu konfigurieren, erledigen ihren Job jedoch hervorragend.

Inzwischen setze ich die Surveillance Station Software von Synology ein. Diese Lösung kam zusammen mit meinem Network Attached Storage, einer Synology Rackstation RS812.

Alle genannten Lösungen haben ihre Vor- aber auch Nachteile.

 

Motion

Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei Motion um eine rein konsolenbasierte Lösung unter Linux. Dabei ist Motion in der Lage das Videosignal über das Video4Linux Interface von einer oder mehreren Kameras auf Veränderungen also auf Bewegung (Motion detection) zu überwachen. Natürlich unterstützt Motion auch Netzwerk-Kameras. Die Ausgabe von Motion kann wahlweise als jpeg, ppm oder mpeg Videosequenzen erfolgen. Die komplette Bedienung sowie Konfiguration erfolgt rein über die Konsole. Motion kann selbstverständlich als Daemon betrieben werden.

Die Installation ist recht unspektakulär. Hier eine Beispielinstallation unter Ubuntu:

sudo apt-get install motion
sudo motion

Dies reicht z.B. aus um eine von Linux unterstützte USB-Kamera sofort in Betrieb zu nehmen und die ersten Aufnahmen in /tmp/motion/ zu betrachten. Darüber hinaus startet Motion per default einen Webcam Stream Server auf Port 8081. Der Stream kann demnach über einen beliebigen Browser unter der URL http://localhost:8081 betrachtet werden.

Nun kann man sich an die eigentliche Konfiguration machen. Die entsprechenden Dateien findet man sehr gut dokumentiert unter /etc/motion/. Für die weiterführende Dokumentation verweise ich hier auf die Website von Motion, bzw. das Manual unter man motion.

 

ZoneMinder

Anders als Motion kommt ZoneMinder gleich mit einer WebGUI sowie einer Menge konsolenbasierten Werkzeugen daher. Auch ZoneMinder sieht seinen Schwerpunkt in der Erkennung und Aufzeichnung von Bewegungen innerhalb des Videosignals. Unterstützt werden eine Vielzahl an Kameras sowohl in der Einzel- als auch Mehrfach-Überwachung zur selben Zeit.

Neben der reinen Überwachung bietet ZoneMinder weitere Modi: Analyse, Aufzeichnung (Endlosrekorder) sowie Mitschnitt. Darüber hinaus kann ZoneMinder Aktionen im Bereich der Hausautomation auf Basis von X10 auslösen.

Da ZoneMinder sehr mächtig ist, benötigt es eine LAMP-Umgebung (Linux, Apache, MySQL, PHP). Die Installation ist unter Ubuntu wieder unspektakulär:

sudo apt-get install zoneminder

Eventuelle Abhängigkeiten, wie z.B. Apache, MySQL und PHP werden automatisch während der Installation aufgelöst. Nach dem die Pakete installiert wurden, müssen noch ein paar Vorarbeiten geleistet werden:

sudo ln -s /etc/zm/apache.conf /etc/apache2/conf.d/zoneminder.conf
sudo apache2ctl restart
sudo service zoneminder start

Nun kann die eigentliche Konfiguration in der WebGUI vorgenommen werden. Dazu besucht man die URL http://localhost/zm/ mit dem bevorzugtem Browser. Über Add New Monitor hat man nun die Möglichkeit seine Kameras einzurichten. Für eine Menge IP-Kameras bringt ZoneMinder bereits Vorkonfigurationen (Presets) mit. Die wirklich mächtige Konfiguration von ZoneMinder findet man im oberen rechten Bereich unter Options.

Auch an dieser Stelle verweise ich auf die weiterführende Dokumentation auf der WebSite von ZoneMinder.

 

Synology Surveillance Station

Mit dem Einzug meines Network Attached Storage (NAS) Synology Rackstation RS812 kam die Surveillance Station bereits frei mit ins Haus. Frei allerdings nur für eine Kamera! Möchte man mehr Kameras durch das NAS überwachen lassen (bei der Rackstation RS812 werden bis zu 12 Kameras gleichzeitig unterstützt) ist der Erwerb von zusätzlichen Lizenzen notwendig. Diese sind in verschiedenen Paketen erhältlich und liegen bei ca. 50 EUR für 1 Lizenz und bei ca. 200 EUR für 4 Lizenzen. Ich habe aktuell 5 Kameras in der Überwachung durch die Surveillance Station.

Die Software unterstützt so wie alle obigen Programme viele Modi: Analyse, Bewegungserkennung, Endlosrekorder, Mitschnitt. Darüber hinaus eine wirklich nützliche View in der bis zu 4 Kameras die Aufzeichnungen synchronisiert wiedergeben können. Das heisst: Geht jemand aus dem Blickfeld der ersten Kamera und kommt in das Blickfeld der zweiten, dritten oder vierten, wird das wirklich synchron wiedergegeben.

Unverständlich ist mal wieder, das Synology seine NAS-Systeme auf Linux aufbaut, doch die Software-Lösung nur unter Windows mit allen Funktionen bedienbar ist. Unter Linux ist die Oberfläche stark eingeschränkt, erfüllt aber gerade noch seinen Zweck.

Nach Rückfragen bei der Hotline wurde mir mitgeteilt, das man sich das in einer der nächsten Versionen näher anschauen werde. In der aktuellen Version DSM 4.0 wurde es allerdings noch nicht überarbeitet. Ich lasse mich mal überraschen.

 

Fazit

Zwar bin ich ein absoluter Unterstützer von Open Source Lösungen, doch in diesem Fall habe ich mich trotz der Einschränkungen unter Linux für die kommerzielle Lösung von Synology entschieden. Wer wie ich ständig an neuen Ideen schraubt, möchte auch mal ein Thema komplett abschliessen.

Wer also plant ein sich ein NAS zuzulegen und lediglich eine Kamera betreiben will, der sollte diese Lösung vielleicht auch in Betracht ziehen. Es muß ja nicht gleich ein so groß dimensioniertes Model wie die RS812 sein. Synology bietet auch kleine Systeme wie die 1-bay Diskstation DS112 für rund EUR 200,00 oder wer ein bischen mehr Platz / Sicherheit benötigt die 2-bay Diskstation DS212 für rund EUR 250,00 (Stand 04/2012).

Vorteil: Auf den Synology NAS-Systemen läuft Linux das auch zugägnlich ist. So hat man die Möglichkeit mehrere Aufgaben wie z.B. Mediaserver, Hausautomation, etc. durch das NAS mit übernehmen zu lassen.